Kanonenbahn, Atzbach
Die Landschaftspflegevereinigung Gießen betreut seit mehreren Jahren die Entwicklung von Flächen entlang der ehemaligen Bahntrasse bei Heuchelheim. Ziel ist es, artenreiche Offenlandlebensräume zu fördern und gleichzeitig wertvolle Strukturen wie Hecken und Magerrasen zu sichern. Durch gezielte Entbuschungen, extensive Beweidung und wasserbauliche Maßnahmen wird der Standort Schritt für Schritt ökologisch aufgewertet.
Der östliche Abschnitt der Bahntrasse zeigt sich heute als der hochwertigste Bereich des Projekts. Hier wurde der Schotterkörper vollständig entbuscht und durch extensive Beweidung offengehalten. Am nördlichen Rand entwickelte sich eine artenreiche Baumhecke mit Sträuchern und überständigen Bäumen, die wertvolle Lebensräume für zahlreiche Vogel- und Insektenarten bereitstellt. Besonders bedeutsam ist die Wiederbesiedlung des Bahndamms durch wärmeliebende Reptilienarten wie Schlingnatter (Coronella austriaca), Zauneidechse (Lacerta agilis) und Blindschleiche (Anguis fragilis). Auch Insekten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) profitieren von den offenen, besonnten Bereichen. Botanisch konnte sich ein ehemals kleiner, degradierter Magerrasenbereich deutlich erweitern. Dort finden sich inzwischen typische Kennarten wie der Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata), die auf eine erfolgreiche Entwicklung hin zu artenreichem Trockenrasen hinweisen.
Der westlich anschließende Abschnitt befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Hier sind die Flächen bislang nährstoffreich und stark von Ruderalarten geprägt. Erste Pflegemaßnahmen wie die Entfernung von Robinien und Entbuschungen wurden durchgeführt. Durch die extensive Beweidung besteht jedoch großes Potenzial, dass sich über die kommenden Jahre auch hier artenreichere Grünlandflächen entwickeln und ein Austausch von Pflanzenarten aus Teilbereich I stattfindet.
Besondere Bedeutung haben die weiter westlich gelegenen Teilbereiche. Durch den Einbau von Sohlschwellen konnte ein zuvor stark veränderter Graben wieder vernässt werden. Erste Erfolge zeigen sich bereits: Weiden und Erlen siedeln sich an, und in der Nähe der „Dorlarer Brücke“ hat sich ein Rohrkolben-Röhricht etabliert. Diese Maßnahmen bilden die Grundlage für die langfristige Entwicklung eines artenreichen, wassergeprägten Laubwaldes.
Mit den umgesetzten Maßnahmen wird ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität im Raum Heuchelheim geleistet. Zu den zentralen Zielen gehören:
- Sicherung und Erweiterung artenreicher Magerrasenflächen,
- Förderung von Reptilien- und Insektenlebensräumen,
- Entwicklung strukturreicher Hecken- und Gehölzbestände,
- Schaffung neuer Feuchtlebensräume durch Vernässungsmaßnahmen.
Aushagerung und ökologische Aufwertung nährstoffreicher Flächen
Die Maßnahme verbindet aktiven Artenschutz mit einer nachhaltigen Landschaftsentwicklung. Langfristig soll so ein vielfältiges Mosaik aus Magerrasen, extensivem Grünland, Heckenstrukturen und Feuchtlebensräumen entstehen – ein Gewinn sowohl für die biologische Vielfalt als auch für das Landschaftsbild der Region.