Lollarkopf, Lollar

Der ehemalige Steinbruch östlich der Stadt Lollar stellt ein kultur- und naturhistorisch wertvolles Gebiet dar, das heute ein hohes Potential für den Naturschutz bietet. Seit vielen Jahren betreut die Landschaftspflegevereinigung Gießen (LPV) die Flächen mit dem Ziel, die besonderen Offenlandbiotope zu sichern und weiterzuentwickeln. Das Gebiet liegt im Naturraum „Vorderer Vogelsberg“ auf einer Höhe von etwa 206–220 m ü. NN. Es ist geprägt durch die Relikte des früheren Basaltabbaus: steinige Hänge, offene Schutthalden, temporäre Senken und Tümpel sowie vegetationsarme Bereiche. In Teilbereichen wurden nach Stilllegung Aufforstungen vorgenommen, sodass sich heute ein Mosaik aus Gehölzen, Grünland und offenen Strukturen zeigt.

Die Fläche grenzt unmittelbar an die B3 im Osten und Süden, während im Westen die Basaltkuppe „Lollarkopf“ ansteigt und nach Norden landwirtschaftliche Nutzflächen anschließen. Das Gebiet selbst liegt zwar außerhalb formaler Schutzgebiete, wird jedoch im Landschaftsplan Lollar (2004) als wertvolles Biotop mit hoher Entwicklungsfähigkeit eingestuft. Besonders hervorgehoben wird die Eignung für die Entwicklung von Trocken- und Feuchtlebensräumen sowie die Bedeutung des Gebietes für die Kaltluftentstehung und den Kaltluftabfluss in Richtung der Ortslage Lollar.

Die naturschutzfachliche Bedeutung des Areals ergibt sich aus dem Vorkommen geschützter Arten und aus der Vielfalt der Lebensräume. Besonders hervorzuheben sind:

  • Reptilien: Zauneidechse (Lacerta agilis), Blindschleiche (Anguis fragilis)
  • Amphibien: Erdkröte (Bufo bufo)
  • Tagfalter: Schachbrettfalter (Melanargia galathea), Faulbaumbläuling (Lycaena phlaeas), Kaisermantel (Argynnis paphia)

Auch die kleinräumig wechselnden Standortbedingungen – von trockenen, steinigen Offenflächen über Ruderalfluren bis hin zu temporären Gewässern – bieten ein hohes Potenzial für weitere, teils seltene Arten.

Bereits seit Mitte der 2000er Jahre wurden erste landschaftspflegerische Arbeiten durchgeführt. Hierzu gehörten:

  • Entbuschung: Entfernung dichter Robinien- und Schlehenbestände, um Offenlandbereiche wiederherzustellen
  • Nachpflege: Regelmäßige Zurücknahme von Gehölzausschlägen und Pflege der Übergangszonen zwischen Gehölzen und Offenflächen
  • Beweidung: Einführung einer extensiven Beweidung mit Schafen und Ziegen zur Offenhaltung der Flächen und Förderung von Magerrasenstrukturen.
  • Förderung von Tümpeln: Offenhalten und Freistellen temporärer Kleingewässer als wichtige Amphibien- und Insektenlebensräume.

Die bisherigen Maßnahmen haben dazu geführt, dass sich erste Magerrasenbestände, Ruderalfluren und artenreiche Offenstrukturen etablieren konnten. Wo zuvor Gehölze die Flächen überwucherten, sind wieder typische Arten trockener Standorte zu finden. Ziel des Projektes ist die langfristige Sicherung und Weiterentwicklung der Offenlandflächen im ehemaligen Steinbruch. 

Angestrebt wird:

  • die Förderung artenreicher Magerrasen und Ruderalfluren,
  • der Erhalt offener, steiniger Strukturen als Lebensräume für Reptilien und Insekten,
  • die Sicherung und Pflege temporärer Tümpel für Amphibien,
  • die Entwicklung eines strukturreichen Landschaftsmosaiks aus Offenland, Gehölzgruppen und Kleingewässern.

Durch die kontinuierliche Pflege soll verhindert werden, dass die Flächen erneut verbuschen und ihre besondere ökologische Bedeutung verlieren. Ein wesentliches Merkmal des Steinbruchareals ist seine Vielgestaltigkeit auf engem Raum: trockene Magerrasen, vegetationsarme Basaltflächen, Sukzessionsflächen, Ruderalfluren und temporäre Feuchtstellen liegen eng beieinander. Diese Vielfalt bietet hervorragende Voraussetzungen für eine artenreiche Flora und Fauna.
Darüber hinaus besitzt das Gebiet eine klimatische Funktion für die Stadt Lollar: es dient als Kaltluft-Entstehungsgebiet mit Abfluss in die Ortslage und trägt somit zur Verbesserung des Lokalklimas bei.

  • Eindruck Lollarkopf
  • Eindruck Lollarkopf
  • Bergmolch
  • Eindruck Lollarkopf
  • Eindruck Lollarkopf


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